Berufsprofil

Schlüsseltätigkeiten

Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen integrieren Menschen mit erschwertem Zugang zur Arbeitswelt in einen produktiven Arbeitsprozess, indem sie

  • geeignete Arbeitsarrangements gestalten, die es diesen Menschen ermöglichen, trotz ihrer Beeinträchtigungen eine wertschöpfende oder nutzenstiftende produktive Tätigkeit auszüben,
  • diese Menschen agogisch begleiten und fördern, damit sie ihre persönlichen, sozialen und beruflichen Kompetenzen nutzen und erweitern können und so eine möglichst selbstbestimmte Lebensgestaltung erlangen,
  • Ihnen auf ihrem Weg der (Re-)Integration in die Arbeitswelt Beratung und Support anbieten.

Klientel

Klientinnen und Klienten von Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen sind Menschen, deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt beeinträchtigt sind

  • im Zusammenhang mit einer Behinderung, z. B. einer Körperbehinderung, einer Sinnesbehinderung, einer geistigen Behinderung, einer Lernbehinderung oder einer psychischen Beeinträchtigung,
  • als Folge einer Suchterkrankung,
  • weil sie wegen Krankheit oder Unfall ihre bisherige Berufstätigkeit nicht mehr ausüben können,
  • durch Arbeitslosigkeit und erschwerte Vermittelbarkeit,
  • weil sie sich im Straf- und Massnahmenvollzug befinden,
  • weil sie als Menschen mit Migrationshintergrund Einschränkungen auf dem Arbeitsmarkt unterliegen.

Wirkungsfelder

Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen sind in der Regel in Institutionen tätig wie Rehabilitationszentren, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, psychiatrischen Kliniken, Suchtfachkliniken und Therapiezentren, Einrichtungen des Straf- und Massnahmenvollzugs, Arbeitsprojekten für Erwerbslose oder Asylbewerberinnen und Asylbewerber, beruflichen Trainingszentren usw. Sie unterstützen aber auch als Job Coach Klientinnen und Klienten an Arbeitsplätzen des ersten Arbeitsmarkts sowie deren betriebliches Umfeld.

Arbeit als Mittel der Rehabilitation

Das wichtigste Mittel der Rehabilitation, mit dessen Hilfe Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen die angestrebten Wirkungen erzielen, ist die Arbeit selbst. Arbeit ist ein Menschenrecht und ein zentraler Pfeiler der Identität des Menschen. Arbeit vermittelt Selbstwert, gesellschaftliche Anerkennung, Zugang zu sozialen Kontakten und schafft die Grundlagen für eine selbstbestimmte Gestaltung des Lebens. Partizipation und Integration sind wesentlich an Arbeit gebunden.

Indem Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen Arbeitsprozesse planen und gezielt gestalten und mit den Klientinnen und Klienten zusammenarbeiten, schaffen sie Entwicklungsmöglichkeiten, integrieren Klientinnen und Klienten in die Arbeitswelt und verbessern deren Lebensqualität.

Berufliche Kompetenzen

Mit ihren Tätigkeiten und Aufgaben positionieren sich Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen am Schnittpunkt von Wirtschaft und Sozialbereich. Sie verfügen über einschlägige Handlungskompetenzen in den drei zentralen Bereichen Produktion/Dienstleistung, Agogik und Integration:

Handlungskompetenzen im produktiven Bereich

  • Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen können dank guter Qualifikationen in ihrem Herkunftsberuf gegenüber den Auftraggebern eine qualitativ einwandfreie Produktion und Dienstleistung gewährleisten.
  • Sie können die erforderlichen Arbeitsprozesse betrieblich so organisieren, dass ihre Mitarbeitenden sie trotz ihrer Handicaps zu bewältigen vermögen.
  • Sie verstehen es, Tätigkeiten lern- und entwicklungsfördernd zu gestalten.
  • Sie können ihre Führungsaufgabe als Vorgesetzte auch unter erschwerten Voraussetzungen wahrnehmen.

Handlungskompetenzen im agogischen Bereich

  • Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen können die Auswirkungen von sozialen, körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen umfassend verstehen und angemessen in das arbeitsagogische Handeln einbeziehen.
  • Sie beherrschen die Grundlagen des agogischen Denkens und Handelns und können – eingebettet in den Prozess der produktiven Tätigkeit – den agogischen Kreislauf klientenbezogen, situationsgerecht und interdisziplinär anwenden (Beobachten, Verstehen, Vereinbaren von Zielen, Anleiten und Umsetzen sowie Auswerten).
  • Sie verfügen über gute kommunikative Kompetenzen, sind beziehungsfähig und können in der Gruppe ihrer Mitarbeitenden eine offene, entwicklungsfördernde und lebensbejahende Atmosphäre schaffen.
  • Sie sind fähig zur Selbstreflexion und nehmen die Verantwortung für ihre persönliche Weiterentwicklung wahr.

Handlungskompetenzen im Bereich Integration

  • Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen sind vertraut mit den einschlägigen sozialen und wirtschaftlichen Netzen, können Beziehungen herstellen und nutzbar machen und so die Chancen ihrer Klientinnen und Klienten zur Integration und Teilhabe gezielt verbessern.
  • Sie können ihre Klientinnen und Klienten auf ihrem Weg der Rehabilitation und Integration begleiten und beraten und auch das jeweilige Umfeld in seiner Bereitschaft und Fähigkeit zu angepassten und konstruktiven Lösungen fördern und unterstützen.
  • Sie sind fähig zu interdisziplinärer Zusammenarbeit innerhalb der Institution, mit dem Netz der Bezugspersonen, mit Beratungsstellen (z. B. IV-Stellen, RAV), mit Betrieben und Verantwortlichen im primären Arbeitsmarkt, mit Behörden und Ämtern sowie mit anderen Fachpersonen des Systems der sozialen Unterstützung.

Anforderungen

Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen sind vernetzt denkende Persönlichkeiten und verfügen über hohe soziale und persönliche Kompetenzen, ein positives Selbstkonzept, psychische Belastbarkeit, Führungskompetenz, Reflexions- und Kommunikationsfähigkeit, Kooperations- und Konfliktfähigkeit sowie sehr gute fachliche Kenntnisse in ihrem Herkunftsberuf.

Ausbildung

In der Deutschschweiz ist die Ausbildung berufsbegleitend konzipiert. Die Teilnehmenden sind in der Regel zu mindestens 60 Prozent bereits im arbeitsagogischen Bereich tätig. Die Lehrgänge sind kompakt oder modular aufgebaut.

Diese Angaben basieren auf dem Berufsprofil, welches im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) von Vertretern folgender Institutionen erarbeitet wurde:

  • Institut für Arbeitsagogik IfA
  • VAS, Verein Arbeitsagogik Schweiz
  • INSOS, Soziale Institutionen für Menschen mit Behinderung Schweiz
  • Agogis, Berufliche Bildung im Sozialbereich
  • Agogis INSOS W&O, Institut Weiterbildung & Organisationsberatun